Naturraum in Mitteldeutschland
Zwischen Harz und Halle-Leipzig: Landschaften im mitteldeutschen Trockengebiet
In der Karte unten sind einige Regionen markiert, die zum Kernbereich des mitteldeutschen Trockengebietes gehören. Eine Vergrößerung der Karte finden Sie hier.
1) Südlicher und südöstlicher Harzrand, 2) östliches Harzvorland zwischen Eisleben und Halle/Saale, 3) Windleite, 4) Kyffhäuser, 5) Hainleite, 6) Unstrutdurchbruch an der Porta Saxonica, 7) Unstruttal zwischen Artern und Memleben, 8) Ziegelrodaer Forst, 9) Querfurter Muschelkalkplatte und Geiseltal, 10) Schillingstädter Mulde im nördlichen Thüringer Becken, 11) Höhenrücken der Finne, Schmücke und Schrecke, 12) Tal der unteren Unstrut, 13) Saaletal zwischen Naumburg und Weißenfels, 14) Saaletal zwischen Naumburg und Mündung der Ilm bei Großheringen, 15) Saaletal zwischen Großheringen und Jena, Triashochfläche südlich/südöstlich von Naumburg, 17) Tagebaulandschaften zwischen Zeitz und Weißenfels, 18) Tagebaulandschaften südlich von Leipzig ("Leipziger Neuseenland").
Kartengrundlage: openstreetmap
Geologische Karte der Region (Thüringer Becken) mit Darstellung der Schollengliederung (aus Franke, 2013).
Geologischer Untergrund
Ein Blick auf die geologische Karte der Region vermittelt zunächst die Verbreitung wichtiger geologischer Formationen, aber auch die geologische Struktur. Die Erdkruste ist in mehrere Schollen untergliedert, welche durch Störungssysteme gegeneinander abgegrenzt sind. Die Schollen besitzen eine unterschiedliche tektonische Geschichte (relative Hebung oder Absenkung). Am stärksten herausgehoben ist die Hermundurische Scholle mit dem Kyffhäuser und dem Finnerücken.
Am südöstlichen Harzrand und am Kyffhäuser treten Gesteine des Zechsteins (überwiegend Anhydrit, hellblaue Kartenfarbe) an die Geländeoberfläche. Ansonsten dominieren Gesteine aus der Triasepoche, oft überdeckt von känozoischen Lockergesteinen (in dieser "abgedeckten" Karte ohne Känozoikum nicht dargestellt).
Unstruttal bei Freyburg-Zscheiplitz. Die Unstrut hat sich hier in eine ursprünglich zusammenhängende Muschelkalkplatte eingeschnitten. Sie ist heute noch an den ebenen Hochflächen zu erkennen. Die südwestlich exponierten Muschelkalkhänge fangen viel Sonne und bilden eine erstklassige Weinlage (im Vordergrund Weinstöcke auf dem Schweigenberg).
Oberflächenformen
Vor 25 bis 40 Millionen Jahren, im jüngeren Alttertiär (Paläogen), war Mitteldeutschland eine große Verebnungsfläche am Südrand der damaligen Nordsee. Das Meer hat das Gebiet auch mehrfach komplett überflutet. Durch die hohen Meeresspiegelstände dieser Zeit hatten die Flüsse keinen Anreiz zur Tiefenerosion und mäandrierten als träge Tieflandsflüsse mit geringer Tiefenerosion durch die Landschaft. Daran änderte sich auch Jungtertiär (Neogen) zunächst noch wenig. Tertiäre Flusskiese findet man deshalb reliktisch auf den Hochflächen.
Erst am Ende der Erdneuzeit (Känozoikum) kam wieder richtig Dynamik in die Landschaft. Junge Landhebungen und absinkende globale Meeresspiegel im Jungtertiär und Quartär schufen die Voraussetzung für die nun verstärkte Tiefenerosion der Flüsse. In wenigen Millionen Jahren wurden die großen Triasplatten von den Flüssen zerschnitten und es entstanden die großartigen Tal- und Schichtstufenlandschaften der Region.
Die in südlicher Richtung exponierten Hänge der Ochsenburg am Kyffhäuser (Zechsteinanhydrit/-gips) sind ein gutes Beispiel für einen überdurchschnittlich warmen und trockenen Ort. Der Zechsteinanhydrit ist verkarstet und der Berg von zahllosen Karsthohlräumen durchzogen. Wasser versickert schnell und die Hänge trocknen im Sommer stark aus. Sie beheimaten eine an Trockenheit angepasste Flora mit seltenen Steppengräsern (Gattung Stipa) und anderen Arten. Auf dem Rücken erfolgt über einen xerothermen Gebüsch- und Waldsaum der Übergang in einen Karstbuchenwald mit zahlreichen Erdfällen, Dolinen und offenen Karstspalten.
Klima
Der Harz mit dem Brockengebiet ist trotz seiner relativ geringen Dimension entscheidend für die Region. Regengebiete, welche das norddeutsche Tiefland aus westlichen bis nordwestlichen Richtungen überqueren, stoßen hier erstmalig auf Widerstand und regnen sich ab. Für die Leeseite bleibt dann nicht mehr viel übrig und an den Harz schließt sich im südlichen bis östlichen Vorland eine trockene Zone an, wo die Niederschläge im Kernbereich des mitteldeutschen Trockengebietes punktuell unter 500 mm pro Jahr absinken können.
Neben der Trockenheit sind auch die Jahresdurchschnittstemperaturen höher als in der weiteren Umgebung. Werte nahe 9°C Jahresdurchschnitt sind an manchen Orten möglich, kombiniert mit einer hohen jährlichen Sonnenstundenzahl. In geschützten Tallagen und an sonnenexponierten Hängen treten teilweise schon mediterran anmutende Verhältnisse auf.
Wo ein guter Wein gedeiht, finden zahlreiche wärmebedürftige Pflanzen, Pilze und Tiere ein Refugium. Die besonders warmen Bereiche zeigen deshalb eine hohe biologische Diversität